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Erstcheck vor Ort: Raubkunst im Museum?

Verantwortlicher Autor: Landschaftsverband Rheinland Köln / Hamm, 26.04.2019, 18:15 Uhr
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Köln / Hamm [ENA] Erstcheck vor Ort: Raubkunst im Museum? Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe unterstützen Provenienzforschung im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm. Woher stammen die Objekte, die sich heute im Museum befinden? Welche Vorbesitzer hatten sie und wie sind sie in die Museumssammlungen gelangt? Die Provenienz, also die Herkunft der Kunstgegenstände zu recherchieren und zu dokumentieren,

zählt zu den Kernaufgaben eines Museums. Insbesondere für die Zeit des Nationalsozialismus ist die Rekonstruktion der Objektbiografien wichtig, um mögliche Fälle von Raub oder anderen Entwendungen zu ermitteln. Provenienzforschung ist sehr zeitaufwändig, erfordert spezielle Kenntnisse und ist von den Museen im Arbeitsalltag häufig nicht zu leisten. Daher haben die Museumsberatung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und das LWL-Museumsamt für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) das zweijährige Projekt „Provenienzforschung in NRW. Bedarfe und Strukturen“ initiiert. Sie unterstützen die Museen bestmöglich im Hinblick auf eine flächendeckende, systematische und nachhaltige Provenienzforschung.

Im Rahmen des Projekts führen derzeit Anna Heckötter und Annika Offergeld von der LVR-Museumsberatung einen sogenannten Erstcheck im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm durch. „Mit der Erstcheck-Methode prüfen wir alle Objekte, die seit 1933 erworben wurden. Damit untersuchen wir, ob es einen Zusammenhang mit NS-Raub gibt“, so die Wissenschaftlerinnen. „Hierzu sichten wir die Inventarbücher, Objektakten und weitere Archivmaterialien. Verdachtsfälle können zum Beispiel aus jüdischem Vorbesitz, Überweisungen des Finanzamts oder aus unbekannter Herkunft stammen.“ Im Anschluss an die Untersuchungen sprechen die Expertinnen eine Empfehlung für das weitere Vorgehen aus.

Lassen sich konkrete Raubkunst- oder Verdachtsfälle ermitteln, ist eine vertiefende Provenienzforschung notwendig, für die dann Forschungsgelder beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) beantragt werden können. Die Untersuchungen im Gustav-Lübcke-Museum dauern derzeit an, eine Prognose ist noch nicht absehbar. Dr. Diana Lenz-Weber, stellvertretende Direktorin des Museums, begrüßt das Engagement der Landschaftsverbände auf dem Feld der Provenienzforschung: „Wir freuen uns, dass unser Museum für den Erstcheck ausgewählt worden ist. Die Sammlung ist das Herzstück eines Museums, und die Erforschung der Herkunft der Objekte ist eine zentrale Aufgabe, die wir im Arbeitsalltag in der Tiefe leider nur schwer leisten können.

Der Erstcheck ist ein guter Schritt, um mehr über die Geschichte unserer Objekte, aber auch unseres Museums zu erfahren. Der Abschlussbericht wird uns helfen, den Bedarf nach vertiefender Provenienzforschung benennen zu können.“ Die Erkenntnisse des Hammer Erstchecks fließen in die Ergebnisse des Projekts „Provenienzforschung in NRW“ ein und werden im Herbst 2019 veröffentlicht.

- Hintergrund - Die Grundlage für die Provenienzforschung bilden die sogenannten Washingtoner Prinzipien, die 1998 in Bezug auf Besitz aus der Zeit des Holocaust von 44 Staaten verabschiedet worden sind. Die „Gemeinsame Erklärung“ (1999) der Bundesregierung, der Länder und Kommunen bestätigte die Absichten der Washingtoner Prinzipien, NS-Raubgut zu identifizieren und an die rechtmäßigen Eigentümer zurück zu geben.

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