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Dr.Josef Löbel: Der unvergessene Kollege

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 18.10.2018, 22:15 Uhr
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Wien [ENA] Im September 2018 fand in Wien ein Kongress für Hämatologie statt, an dem auch der deutsche Onkologe und Medizinhistoriker Dr.Peter Voswinckel teilnahm. Gleichzeitig lud er zu einem Pressegespräch ins Cafe Museum in Wien ein um sein neues Buch "Dr.Josef Löbel (1882 - 1942) vorzustellen, ein Buch über einen berühmten Kurarzt aus Franzensbad, der aber auch ein begnadeter Schriftsteller war.

Voswinckel bezeichnet ihn als "Botschafter eines heiteren deutschen Medizin - Feuilletons." Nichtsdestotrotz endet das Leben von Josef Löbel tragisch, herausgerissen aus einem wunderbar klugen und erfolgreichen Arztdasein, gerade dabei Medizin in Buchform für ein großes Leser Publikum verständlich zu machen. Da gibt es von ihm die oft heiteren Bücher "Dem Mann kann geholfen werden ", oder das erste "Knaurs Gesundheits - Lexikon", sowie ein Buch über Robert Koch, oder "Von der Ehe zur Liebe". Peter Voswinckel hat das Leben von Dr. Löbel fast akribisch recherchiert und viele wichtige Dokumente zusammengetragen. Sie betreffen seine Kindheit, Ehe, beruflichen und literarischen Anfänge, sein Leben in Prag, Franzensbad, Wien und Berlin.

Er porträtiert sein künstlerisches Umfeld und seinen Freundeskreis zu dem Emil Faktor, Georg Manfred, Egon Erwin Kisch, Anton Kuh und viele andere gehörten. Aber er beschreibt auch den Zusammenbruch seiner bürgerlichen Existenz unter den Nationalsozialisten, die Flucht seiner Söhne nach England und seine eigenen Fluchtversuche und Anträge um Asyl. Das macht umso mehr betroffen, als auch heute Asyl und Flucht ein großes Thema nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt ist. 1938 musste Dr. Löbel, wie alle nicht arischen Ärzte, Franzensbad, den Ort seines langjährigen Wirkens verlassen. Zurück in Prag gab es für Löbel nur noch die Option der baldigen Auswanderung. Ein quälendes Warten auf Einreisebewilligungen und Visa begann.

Es war ein Wettlauf mit der Zeit, den er leider verlor. 1939 begannen auch in Prag die schikanösen Juden Gesetze in Kraft zu treten. Das Leben wurde unerträglich und endete, wie für so viele, für seine geliebte Frau in Auschwitz und für ihn in Selbstmord. Dass dieser wunderbare Arzt und Schriftsteller nicht vergessen ist, verdanken wir nicht nur seinen eigenen Büchern und Aufsätzen, sondern auch dem Buch von Peter Voswinckel. Insofern ist und bleibt Dr. Josef Löbel der unvergessene Kollege vieler Ärzte und der unvergessene Schriftsteller einer dankbaren Leserschaft.

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